Wie stark sind die Menschen mit Schadstoffen aus ihrer Umwelt belastet? Was bedeutet dies für ihre Gesundheit? In der Schweiz lässt sich diese Frage nicht beantworten. Ein Programm für systematisches Human-Biomonitoring, das Körperflüssigkeiten wie Blut, Muttermilch und Urin oder Gewebeproben gezielt auf Gefahrenstoffe untersuchen würde, fehlt noch immer. Dies, obwohl Biomonitoring nicht nur ein individuelles Analyseinstrument, sondern auch ein wichtiges Werkzeug für den Gesundheitsschutz darstellt. Deshalb haben die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) das «23. Forum Medizin und Umwelt dem Thema «Biomonitoring in der hausärztlichen Medizin – die AefU-Tagung zur Spurensuche organisiert, die über 40 HörerInnen am 19. Mai 2016 im Landhaus in Solothurn besuchten.
Was kann Biomonitoring und wo sind seine Grenzen? Welche Erfahrungen macht Österreich damit? Welche Bedeutung haben der Arbeitsplatz und die Nahrung für die Schadstoffbelastung der Menschen? Und wie wirken diese Substanzen auf das Gehirn? Die Hausarztmedizin kann wichtige Hinweise für den sinnvollen Einsatz des Biomonitoring leisten. Das 23. Forum Medizin und Umwelt präsentierte auch Fallbeispiele, wie hausärztliche Praxen mit Biomonitoring konfrontiert sein können.
Die Schweiz will die Grenzwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln abschaffen. Die Schweiz will also ein Biomonitoring in der Nahrungskette abschaffen. Damit sind wir, die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) nicht einverstanden. Aus diesem aktuellen Anlass trat deshalb Markus Zehringer vom Kantonalen Laboratorium Basel-Stadt als zusätzlicher Referent auf. Er berichtete den ZuhörerInnen, warum es falsch ist, die Grenzwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln abzuschaffen.
Die Präsentationen
Die Folgen des Verzichts auf Grenzwerte für Radionuklide in der Schweizer Lebensmittelgesetzgebung sowie Biomonitoring von Milchzähne und Muttermilch – Markus Zehringer, Chemiker, Kantonales Laboratorium Basel-Stadt
Biomonitoring in der Hausarztpraxis: Drei Situationen aus der Praxis und viele Fragen – Bernhard Aufdereggen, AefU, Arzt, Visp (VS)
Infertilität durch Sportjacken? Eine Anfrage beim Umweltmedizinischen Beratungsnetz der AefU – Edith Steiner, AefU, Ärztin, Schaffhausen
Was Biomonitoring soll und kann – aus epidemiologischer Sicht – Nicole Probst-Hensch, Pharmazeutin und Epidemiologin, Swiss Tropical and Public Health Institute (Swiss TPH), Basel
Human Biomonitoring in der Schweiz – Aktuelle Situation und Ausblick – Réjane Morand Bourqui, Pharmazeutin, Bundesamt für Gesundheit (BAG), Bern
Human Biomonitoring (HBM) – Erfahrungen aus Österreich – Maria Uhl, Biologin und Toxikologin, Österreichisches Umweltbundesamt, Wien
Human-Biomonitoring in Deutschland – Beispiel Muttermilchuntersuchungen – Hermann Fromme, Arzt, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, , München
Biomonitoring am Arbeitsplatz – Ein Werkzeug zum Gesundheitsschutz: Beispiele aus der Praxis und ihre Bedeutung für HausärtztInnen – Jean Parrat, Arbeitshygieniker SGAH/IOHA, Service de l’économie et de l’emploi de la République et du Canton Jura, Delémont
Erhöhte PCB Gehalte in Kalbfleisch aus extensiver Produktion – Biomonitoring in der Nahrungskette – Markus Zennegg, Chemiker und Ökotoxikologe, Eidgenössische Materialprüfungsanstalt (EMPA), Rübendorf
Umweltchemikalien und Hirnentwicklung – Walter Lichtensteiger, Arzt und Toxikologe, GREEN Tox, Zürich